In Zusammenarbeit mit dem DAAD richtet
die Japanische Gesellschaft für Germanistik (JGG) schon seit einigen
Jahrzehnten die Tateshina-Kulturseminare mit dem Ziel aus, den akademischen
Nachwuchs in Japan zu fördern und die interkulturelle Zusammenarbeit zu
vertiefen. Das 56. Seminar, das vom 23.–29. März 2014 mit unserem Gast Frau
Prof. Dr. Ulrike Vedder (HU Berlin) stattfand, beschäftigte sich mit dem
Thema Nachleben der Toten, und bei dem 57. Kulturseminar vom 15.–20. März
des folgenden Jahres wurde mit Frau Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf
(Münster) über das Thema Autofiktion diskutiert.
Nachleben der Toten
Wenn die Literatur- und
Kulturwissenschaften vom „Wunsch, mit den Toten zu sprechen“ (Stephen
Greenblatt) motiviert sind, dann kann ihre Arbeit als der Versuch verstanden
werden, aus den Archivalien und Dokumenten, den Überlieferungen und
Überresten der Vergangenheit die Stimmen der Toten vernehmbar werden zu
lassen. Das Gespräch mit den Toten ist geprägt von Heimsuchungen und
irritierenden Vorstellungen aller Art: Die Toten haben ein Nachleben, sie
sind anwesend als Vorfahren, Väter oder Gründer; sie kehren zurück als
Stimmen, Geister oder Gespenster. Damit ist das ‚Nachleben der Toten‘; eine
ganz besondere Figur, die nicht einfach im Sinne einer Fortexistenz der
Toten zu verstehen ist, sondern als unvorhersehbares Fortwirken einer nicht
vergehenden Vergangenheit.
Mit Beiträgen von Kotaro Isozaki · Dennis Senzel · Yuko Nomura · Jisung Kim
· Keiichi Maeda · Naoko Sutou · Ulrike Vedder
Autofiktion – Literarische (De-)Konstruktionen
des Selbst
Der Begriff der ‚Autofiktion‘ hat sich
in den letzten zwei Jahrzehnten als Alternativkonzept zu dem der
‚Autobiographie‘ etabliert. Allerdings ist festzustellen, dass es in der
Debatte über das Verhältnis von Autobiographie und Fiktion keinen
einheitlichen Begriffsgebrauch gibt. Dass die Autobiographie nicht ohne
Fiktion auskommt, wusste man bereits vor der Konjunktur des
Autofiktionsbegriffs. Was also ist das Neue? Wir gehen davon aus, dass in
der terminologischen Beweglichkeit dieses Begriffs ein Potential zum
Weiterdenken liegt. Es muss immer auch berücksichtigt werden, dass
wissenschaftliche Begriffe etwas über die Zeit sagen, in der sie aufkommen.
Deshalb wollen wir danach fragen, wie das literarische Feld strukturiert
ist, innerhalb dessen der Terminus der ‚Autofiktion‘; aufkommen konnte.
Mit Beiträgen von Misa Fujiwara ·
Michael Mandelartz · Martina Wagner-Egelhaaf · Leopold Schlöndorff · Naobumi
Oshima · Wei Hu · Yusuke Aramata · Hiroki Chino