„Es gab in mir eine Leere, oder vielmehr war ich
selbst diese Leere, und vielleicht kann man sagen, dass Yūko,
als wir miteinander zu tun hatten, durch diese Leere hindurchgegangen ist.“
Japan in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts, im Mittelpunkt der
Mayday-Zwischenfall und der 6. gesamtjapanische Kongress der KPJ,
historische Ereignisse, die zum Schicksal der Protagonisten des Romans
werden, jungen Menschen auf der Suche nach sich selbst und dem Leben, nach
der Antwort auf die Frage: Wie sollen wir leben.
Im Zentrum des Buches steht eine Gruppe von Studenten, auf rätselhafte Weise
verbunden durch die Gesammelten Werke eines Autors: Sano, Mitglied der KPJ,
der den Glauben verliert und scheitert, Yūko,
deren Schicksal das weitere Leben des Ich-Erzählers zu determinieren
scheint, Setsuko, die den vorgezeichneten Weg verlässt und in die Freiheit
ausbricht, und Fumio, der Ich-Erzähler, der sich auf einer Suche nach der
verlorenen Zeit befindet und sie im Erzählen wiedergewinnt.
Der 1964 mit dem Akutagawa-Preis ausgezeichnete Roman, ein
Longtime-Bestseller mit zahlreichen Auflagen, gleichzeitig eine Art Manifest
für Generationen junger Japaner, erzählt auf exemplarische Weise die
Geschichte einer Jugend – die immer und überall gültige Geschichte von Suche
und Finden, von Sex, Liebe und ihrem gesellschaftlich domestizierten
Äquivalent, der arrangierten Ehe, von Niederlagen und endgültigen Verlusten
(und einem vielleicht möglichen Neubeginn) – und erlaubt dem Leser einen
Blick auf ein unbekanntes Land, ein Japan – von Kirschblüten ebenso weit
entfernt wie von westlichem Fastfood und Coca Cola –, das wir nicht kennen.
Shibata Shō
( 柴田翔 , *19.1.1935)
Romanautor, Essayist, Literaturwissenschaftler, Übersetzer. Aufgewachsen in
Tōkyō. Studierte an der Universität Tōkyō zunächst Ingenieurwissenschaften,
später Germanistik. 1961 wurde er mit dem Preis der Goethe-Gesellschaft
Japans für seine Forschungen zu den Wahlverwandtschaften
ausgezeichnet.
Ab 1962 folgte ein zweijähriger Studienaufenthalt in Deutschland. Für den
Roman Saredo warera ga hibi wurde Shibata 1964 der 51.
Akutagawa-Preis verliehen. Zwei Jahre später wurde er Dozent an der
Städtischen Universität Tōkyō, 1967 Assistenzprofessor.
1969 erhielt Shibata einen Ruf als Assistenzprofessor an die Philosophische
Fakultät der Universität Tōkyō, gefolgt von einer Professur an derselben
Universität, die er bis zur Emeritierung 1995 innehatte. Im Anschluss nahm
Shibata bis 2006 eine Professur an der Fakultät für Kunst und Literatur der
Kyōritsu-Frauenuniversität wahr.
1970–1972 gab Shibata Shō zusammen mit Oda Makoto, Kaikō Ken, Takahashi
Kazumi, Matsugi Nobuhiko die literarische Zeitschrift Ningen toshite
im Verlag Chikuma shobō heraus. Darüber hinaus Mitglied in verschiedenen
Jurys für literarische Preise (u.a. 1999–2007 in der Jury für den Dazai
Osamu-Preis).
Shibata ist verheiratet mit der Komponistin Miyake Haruna.
Aus Shibatas umfangreichem Werk, das literarische Essays,
literaturwissenschaftliche Bücher und Übersetzungen (Goethe, Stefan Zweig,
Kafka, Walter Benjamin) umfasst, seien folgende Romane genannt:
Okuru kotoba, 1966
Tori no kage, 1971
Tachitsukusu asu, 1971
Warera senyūtachi, 1973
Nonchan no bōken, 1975
Chūgokujin no koibito, 1992
Totsuzen ni shīriasu, 1992