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CoverMottini, Roger
Tell in Tôkyô
Schweizerisch-Japanische Begegnungen von den Anfängen bis 1914

2009 • ISBN 978-3-89129-961-6 • 196 S., 19 Abb., geb. • EUR 16,—

Es war eine Begegnung der besonderen Art, die im Jahre 1864 mit der Unterzeichnung des ersten Abkommens zwischen dem noch jungen Schweizer Bundesstaat und dem Japan der Shôgune ihren ersten Höhepunkt erreichte. Das Buch nimmt den Leser auf eine Entdeckungsreise mit, welche nicht nur die politischen Hintergründe und Folgen der schweizerisch-japanischen Begegnung während verschiedener Epochen aufzeigen will, sondern auch die zwischenmenschlichen Dimensionen dieser Kommunikation beleuchtet. In den persönlichen Erfahrungsberichten der damaligen Zeitzeugen widerspiegelt sich die gegenseitige Wahrnehmung der Vertreter beider Nationen in dem Bemühen, sich näher zu kommen.
Bereits im frühen 17. Jahrhundert betrat der erste Schweizer japanischen Boden als Söldner. Als Folge der technologisch-industriellen Revolution wurden aus den Schweizer „Reisläufern“ dann Kaufleute auf der stetigen und weltweiten Suche nach offenen Märkten. Die großen kulturellen und politisch-sozialen Gegensätze zwischen der Schweiz und Japan machten die Kommunikation zu einem außerordentlich schwierigen Unterfangen. Die frühen Schweizer Aussagen zu Japan verraten denn auch ein gehöriges Maß an Unverständnis, Ratlosigkeit und sogar Frustration, aber letztlich überwog doch eindeutig eine Art freundschaftlicher Faszination für jenes fremde Land, dessen Kultur und dessen Bewohner – dem Zeitgeist des Imperialismus brauchten die Schweizer Japanfahrer jedenfalls keinen Tribut zu zollen.
Die ersten japanischen Aussagen zur Schweiz zeugen ihrerseits von einer Art erstaunter Verblüffung angesichts des allgemeinen zivilisatorischen Niveaus eines Kleinstaates, dessen politische und soziale Strukturen diesen Vertretern einer uralten Feudalelite schlicht unverständlich, ja geradezu „exotisch“ erschienen sein mussten. In der nachfolgenden innenpolitischen Diskussion um Japans Zukunft diente die neutrale Schweiz, symbolisiert durch ihren Freiheitshelden Tell, vielen Japanern als ein mögliches Vorbild, dem es nachzueifern galt. Mit den japanischen Erfolgen in dem blutigen Gerangel des imperialen Zeitalters verhallten deren Stimmen aber schließlich ungehört.


Roger MOTTINI
Geboren 1959 in St. Moritz/Graubünden. Studium der Staatswissenschaften (Schwerpunkt Internationale Beziehungen) an der Universität St. Gallen (HSG). Nachdiplomstudien am „Institut de Hautes Études Internationales et du Développement“ in Genf (IHEID); von 1990–1992 als Japanstipendiat an der Universität Tôkyô; 1998 Promotion an der Universität St. Gallen; Lehraufträge an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen in der Schweiz und Japan. Daneben tätig als Managementausbildner, Publizist und verantwortlicher Redakteur des Jahrbuches „Switzerland-Japan“ der Schweizerisch-Japanischen Handelskammern.

 

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