Scheiffele,
Eberhard
Ausrufung des Jahres Null
Drama in vier Teilen
2005 • ISBN 978-3-89129-922-7
• 106 S., geb.; EUR 9,80
Erklärung
des Verfassers zu dem Drama
Ausrufung des Jahres Null
Pietro Vignetta, Anführer der Terroristengruppe
ZERO, will „aussteigen“, weil das Programm der NULL-LEUTE, ihr „Großes
Annullieren“, zu bloß noch sinnlosem Abknallen verkommen ist. Vollgepumpt
mit Drogen, wie er ist, entdeckt er mit Hilfe von DANTES SCHATTEN im
Schattenland die Aufzeichnungen seines Vorfahren Petrus de Vinea. Sie
sind, wie DANTES SCHATTEN versichert, die „wahre Quelle“; alle
bekannten historischen Berichte seien nichts als „Abwässer“. Dieser Vinea,
Kanzler des Stauferkaisers Friedrich II., war eben der Gründer des
ZERO-Bundes.
Allein schon dadurch, dass Vignetta einige „Schlüsselwörter“ von
Vineas „Totenschrift“ ausspricht, werden die Menschen, die in ihr
genannt, beschrieben oder zitiert sind, für kurze Zeit ins Leben
zurückgerufen. Sie wiederholen nun einige Episoden ihres Lebens, bis sie
schließlich wieder zu Schaumkronen des BLUTSEES werden, dem sie entstiegen
sind.
Während ihrer „Wiederkehr“ erkennt Vignetta den ursprünglichen Sinn
des Symbols ZERO, vom dem er und seine ZEROISTEN keine Ahnung hatten. Auf
die Erde zurückgekehrt, will er die „Kumpels“ aufklären. Da wird er als
Rädelsführer festgenommen. Doch auch wir haben es erfahren.
*
Ein historisches Drama? Gewiss nicht. Eine Parabel? Nein.
Was dann? Das Prinzip, nach dem das Stück abgefasst wurde: Nicht wir
versetzen uns nach Belieben in irgendeine gewesene Situation, als
wäre aus der Geschichte irgend Etwas zu „lernen“. Wir werden ohne unser
Zutun von den Schatten eingeholt, wann und wie auch immer sie auftauchen aus
dem BLUTSEE der Gattung.
Das Stück setzt sich mit jenem Identitätsdenken auseinander, dem die
okzidentale Zivilisation gewiss Großartiges verdankt, dessen universaler
Anspruch heutzutage aber weltweit in Frage gestellt wird. In diametralem
Gegensatz dazu steht hier das Zeichen ZERO, NULL.
Auf der Ebene theatralischer Fiktion wird vorgeführt, was eine zentrale
Frage unserer gegenwärtigen Zivilisation zu sein scheint. Da diese sich –
wie niemals zuvor – auf weiten Teilen der Erde ausgebreitet hat, wurde aus
dem Stück eine Art Welttheater, allerdings ohne den traditionell
metaphysischen Bezugspunkt dieses Dramentyps, sondern einfach als heutiges,
hiesiges, physisches.
Personen Stimmen Schatten
DANTES SCHATTEN
PIETRO VIGNETTA Nachkomme VINEAS, Anführer der
ZERO-Bewegung (trägt als einziger heutige Straßenkleidung)
DER ANDRE FRIEDRICH Römischer Kaiser, König in Jerusalem
VINEA Kanzler, Logothet, Leiter der Poetenschule,
Chef des Rechnungshofes
SUESSA Großhofrichter
ZUKURZI / DER (FALSCHE) FRANZISKUS AUS ASSISI
Stadtnarr von Parma / Bettelmönch
ROMANO Marschall, später Gewalthaber von Parma und
Victoria
FASANELLA ehemals Präfekt der Toskana, Hofpoet,
später Romanos Logothet
ZELIMA Vorsteherin der Weiblichen Sarazenischen Garde
CASTACCA Primas von Sizilien, ehemals Friedrichs Erzieher
MARZUCH Sarazenischer Falkner
SPRECHER der GESANDTSCHAFTEN
SARAZENISCHE WEIBLICHE GARDE
DAMEN des HAREMS
ZEROISTEN (NULL-LEUTE) Männer und Frauen aus
Unter-Parma
STIMMEN der GROSSEN HIRTEN
SIBYLLE von CUMA (Stimme)
JÄGER (Stimmen)
DER RÜCKZUG (Stimmen)
DER AUSZUG (Stimmen)
SCHATTEN DER TOTEN
Schauplatz: Lagerstadt VICTORIA vor PARMA
Zeit: Ein Winterende
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