Keppler-Tasaki, Stefan
Wie Goethe Japaner wurde
Internationale Kulturdiplomatie und nationaler Identitätsdiskurs 1889–1989
Eine Publikation der OAG Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Tokyo
2020 · ISBN 978-3-86205-668-2 · 191 Seiten, geb., 18,— EUR
Was das Japanische an Japan sei, haben mehrere Intellektuellengenerationen in Tokyo und Kyoto mit dem undeutschen Deutschen von Weimar zu bestimmen versucht. Schriftsteller wie Mori Ōgai und die Japanischen Romantiker wollten gerade durch Goethe zum Bewusstsein japanischer Werte gelangt sein. Zen-Buddhisten wie Nishida Kitarō und D. T. Suzuki fanden bei ihm ihre tiefsten Überzeugungen bestätigt. Zur Suizidkultur hatte Goethe, der Japaner, ebenso viel beizutragen wie zum ästhetischen Lebensstil. Thomas Mann, der sich in beruflicher und familiärer Mission wiederholt mit Japan auseinandersetzen musste, legte Goethe auf nicht weniger schmeichelhafte Weise für seine japanischen Adressaten aus.
Wie Goethe Japaner wurde beschreibt Vorgänge der Nostrifizierung, in denen das zugrunde gelegte Wir zugleich erst ausbuchstabiert wurde. Die Studie zeigt, wie Weltliteratur in den deutsch-japanischen Beziehungen ein doppeltes Potential entfalten konnte: als Währung, die unter unwahrscheinlichen Verständigungsbedingungen Vertrauen genießt, und als Medium, das kulturelle Selbstverständigung auch in anderen sozio-politischen Zusammenhängen als denen seiner jeweiligen Ausgangskultur ermöglicht.
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