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Cover Kim, Jun-tae
Gesang der Wasserspinnen
Gedichte. Koreanisch-Deutsch

Aus dem Koreanischen übersetzt von Yang Hanju und Jürgen Banscherus
Mit einem Nachwort von Yang Hanju

2024 · ISBN 978-3-86205-656-9 · 172 Seiten, gebunden · EUR 19,–
Gedruckt mit Unterstützung des Literature Translation Institute of Korea (LTI).

 

 

감 꽃
어릴 적엔 떨어지는 감꽃을 셌지
전쟁통엔 죽은 병사들의 머리를 세고
지금은 엄지에 침 발라 돈을 세지
그런데 먼 훗날엔 무엇을 셀까 몰라.

KAKIBLÜTEN
Als ich ein Kind war, zählte ich abfallende Kakiblüten
im Krieg zählte ich die Köpfe gefallener Soldaten
heute zähle ich Geld mit feuchtem Daumen
was ich in fernen Tagen zähle, weiß ich nicht.

KIM Jun-tae (*1948) trat 1969 mit ersten Gedichten an die literarische Öffentlichkeit. Seitdem erschienen aus seiner Feder mehr als zwanzig Gedichtbände. „Gesang der Wasserspinnen“, seine Premiere im deutschsprachigen Raum, bietet einen repräsentativen Überblick über die verschiedenen Schaffensperioden des Dichters.

In der koreanischen Literatur nimmt Kim Jun-tae eine prominente Stellung als Dichter der Gwangju-Mai-Demokratiebewegung von 1980 ein. Dafür steht vor allem sein berühmtes Gedicht „Gwangju, du Kreuz Koreas“, dessen Veröffentlichung in einer Tageszeitung ihn seine Stellung als Lehrer kostete. Kim Jun-tae auf seine politische Lyrik zu reduzieren greift indes zu kurz. Der vorliegende Band dokumentiert die enorme Bandbreite seines Schaffens: Zarte Naturlyrik steht neben hartem Realismus, schamanischen Gesängen nachempfundene Texte stehen neben Prosagedichten, religiös grundierte Zeilen neben historischen Reminiszenzen. Die zweisprachig gedruckten Gedichte zeigen – jenseits aller Katastrophen der jüngeren koreanischen Geschichte, unter deren Eindruck viele Gedichte entstanden – die erneuernde Kraft, die Kim Jun-tae insbesondere der Natur zuspricht, und den Optimismus seines Denkens.

 
Die nun erschienene, von der Übersetzerin Hanju Yang und dem Autor Jürgen Banscherus in Absprache mit Kim erstellte repräsentative Auswahl aus sieben seiner Gedichtbände umfasst die Jahre 1971 bis 2020. Ein zentrales Motiv ist das „Feld“ als Fokus der vom Dichter selbst sogenannten „Feld-Poesie“: Dem patriarchalischen Schlachtfeld stehen lebenspendende Reis- und Ackerfelder und die Mutterschaft der Erde gegenüber. (...) Kim schreibt unermüdlich gegen Gewalt, Staatsmacht und Krieg an, und er kennt einen Ausweg in der ideologiefernen, grenzüberschreitenden Macht von Mutter Natur. Er findet dafür Bilder wie die der „hin und her über die Stacheldrahtzäune zwischen Norden und Süden“ fliegenden Wildgänse. So fußt auch das titelgebende Gedicht „Gesang der Wasserspinnen“ auf der Tatsache, dass sich die Natur – in Gestalt der seltenen Wasserspinnen – ihr Lebensrecht in der Demilitarisierten Zone zurückerobert hat. (Steffen Gnam, FAZ)
 


Kim Jun-tae wurde 1948 in Haenam, Korea geboren. Ab 1968 studiert er Deutsch und Englisch. 1970 Militärdienst, wurde gleich in den Vietnam-Krieg entsandt. Arbeitet ab 1976 als Deutsch- und Englischlehrer. Ab 1991 Arbeit als Redakteur bei einer Tageszeitung. 1996–2016 Professur für Kreatives Schreiben an der Gwangju Universität.

Hanju Yang, geboren in Mokpo, Südkorea, lebt seit den 1980er Jahren in Deutschland, studierte Germanistik, Soziologie und Koreanistik. Übersetzerin und Lektorin an der Ruhr-Uni Bochum. 2011 Übersetzerpreis (mit Heiner Feldhoff) des LTI of Korea für den Roman „Schwarze Blume“ von Kim Young-ha.

Jürgen Banscherus, geboren in Remscheid, studierte Geistes- und Sozialwissenschaften. Nach ersten Lyrik-Veröffentlichungen begann er Mitte der 1980er Jahre für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Seine Bücher wurden in 27 Sprachen übersetzt. 2010 Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis.

 

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