Sondershaus, Eva
Environment Dependent Learner/s (EDL)
Das Auslandsstudium als transkulturelle Überschneidungssituation
2019 · 978-3-86205-627-9 · 310 S., kt. · EUR 49,-
„Wieso kommt er nicht mal in meine Sprechstunde?“, fragt sich die Lehrende einer deutschen Hochschule, welche die fachlich-kommunikativen Bemühungen ihres Austauschstudierenden beobachtet. Dieser steht auch seit Wochen zur Sprechstundenzeit vor ihrem Büro – die dabei jedoch stets geschlossene Tür vermittelt ihm die Botschaft: „Bitte nicht stören.“ Ohne direkte Aufforderung „kommt er nicht mal in“ die Sprechstunde: sein kulturinduziertes Höflichkeitsverständnis verbietet ihm anzuklopfen. Auch seinen „deutschen“ Kommilitonen ist oft wenig über international students bekannt. Beispielsweise, dass deren Familien zur Studienfinanzierung nicht selten ihre Häuser in der Heimat verkaufen.
Die daraus für diese Studierendengruppe erwachsene Belastung dominiert deren Studienverlauf und ist Teil der Multikausalität, welche ihre Studienabbruchzahlen nur langsam Entlastung erfahren lässt. Dabei bewegen sich die für die Internationalisierung aufgewendeten Mittel mittlerweile im achtstelligen Bereich. Doch nach wie vor gilt, was „Der Spiegel“ im Juli 2017 dazu titulierte: „So einfach ist das nicht mit der Integration“. An dieser Stelle sorgt das hier neu eingeführte Analyseraster für die im Forschungsfeld „Internationale Studierende“ erhobenen Daten für Anschluss. Unter Einbezug aktueller Fragestellungen des kultursensiblen Lernens und Lehrens berücksichtigt es gleichermaßen kommunikative, erziehungs- und sozialwissenschaftliche Auswertungskriterien. Seine erste hier vorliegende Anwendung erfolgt als Diskursanalyse der qualitativ erhobenen Rezipientensicht von international students aus über 10 Studiengängen und 30 Herkunftsländern.
Der ergänzend eingeführte Begriff des EDL erlaubt gleichzeitig eine methodische Betrachtung dieser Studierendengruppe hinsichtlich ihrer Individualität – und weniger über ihnen zugeschriebene Wahrnehmungskategorien, etwa Sprachstand oder Nationalität.
Für den Hochschulbetrieb einer deutschen internationalisierten Universität liegen hier somit fundierte und auf diese Art erstmalig generierte best practice-Empfehlungen vor – für zukünftig offene Türen.
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