Eisinger, Ralf
Klaus Pringsheim aus Tokyo
Zur Geschichte eines musikalischen Kulturtransfers
2020 · ISBN 978-3-86205-532-6 · 203 Seiten, 40 Abb., kt. · EUR 28,—
Als Sohn einer begüterten Familie jüdischen Ursprungs wächst der Musiker Klaus Pringsheim gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Katia, der späteren „Frau Thomas Mann“, in großbürgerlichen Verhältnissen in München auf. Schon als junger Mann tritt er als Pianist und Komponist in Erscheinung, ehe er 1906 Schüler Gustav Mahlers in Wien wird. Bald reüssiert Pringsheim als Dirigent, arbeitet als Opernregisseur, Dramaturg und Kritiker in Prag und Bremen und erlebt das pulsierende Berliner Kulturleben der 1920er Jahre, dem er neben seiner Tätigkeit als Leiter der Bühnenmusik der Reinhardt-Theater auch als Dirigent des ersten Mahler-Zyklus des Berliner Philharmonischen Orchesters entscheidende Impulse zu geben vermag. Ein neues Leben beginnt 1931 mit der Berufung als Kompositionslehrer und Leiter des Orchesters der Kaiserlichen Musikakademie in Tokyo. Pringsheim findet in Japan einen fruchtbaren Boden für seine mannigfaltigen beruflichen Erfahrungen und tritt insbesondere als Dirigent vieler Mahler-Erstaufführungen prominent in Erscheinung. Was anfangs vielleicht noch als Abenteuer auf Zeit gedacht war, entwickelt sich durch die geschichtlichen Ereignisse – die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahre 1933 – zu einer Endstation. Pringsheims Leben wird fortan durch die Erfahrungen des Exils geprägt, da eine
Rückkehr nach Deutschland nicht möglich ist. Er lebt während des Krieges in Japan, danach einige Jahre in Kalifornien, kehrt aber 1951 auf Einladung seiner ehemaligen Schüler endgültig nach Tokyo zurück. In Deutschland tritt er nur noch als Gastdirigent auf. Die Zeitungen begrüßen ihn als „Klaus Pringsheim aus Tokyo“. Die Frage, wie er dorthin kam und warum er dort blieb, wird selten gestellt.
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