Sigerist,
Stefan
Schweizer in Asien
Kaufleute,
Uhrmacher, Missionare, Eisenbahner. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe
2017 · ISBN 978-3-86205-445-9 · 739 S., geb., zahlreiche Abb. ·
98,— EUR
Neben anderen Destinationen nahmen
auch der Nahe, Mittlere und Ferne Osten bereits um 1700 regelmässig
Schweizer auf, die ihrerseits das Wissen um diese Regionen in der Schweiz
verbreiteten. Sie knüpften Verbindungen, vermittelten wertvolle Impulse und
weiteten dem kleinen Land ohne Meeranstoss und Bodenschätze den geistigen
Horizont.
Die Schweizer waren in früheren Zeiten
kein Volk von weit gereisten Kaufleuten. Während andere europäische Länder
mit Meeranstoss ihre Energien in den Aufbau von Kolonien lenkten,
exportierten die Eidgenossen in erster Linie Söldner in Nachbarländer. Die
Situation änderte sich mit der Industrialisierung. Da in allen Ländern
Europas protektionistische Zollbarrieren den schweizerischen Export
behinderten, konnte angesichts des kleinen Binnenmarktes eine Expansion nur
mit der Bearbeitung von bislang unerschlossenen Märkten erreicht werden. Aus
diesen Gründen intensivierte die Schweiz im 19. Jahrhundert ihre Beziehungen
neben den USA auch zu Asien. Die Initiative ging von rührigen Einzelnen aus.
Uhren aus Genf und aus dem Jura
stellten die ersten schweizerischen Lebenszeichen in Asien dar. Ab 1840
folgten Textilprodukte aus Glarus und aus der Ostschweiz. Seide und Gewürze
wurden im Gegenzug eingeführt, bedeutende Handelsfirmen entstanden. Ab etwa
1900 beschleunigte sich dann zunehmend die Entwicklung.
Die frühen schweizerischen Fäden in
den Fernen Osten wurden von unerschrockenen jungen Leuten gesponnen, die auf
ihre Fähigkeiten vertrauten. Initiative und Wagemut waren – neben
Anpassungsfähigkeit und einer guten Gesundheit – in hohem Masse nötig, um
eine akzeptable Position zu erreichen. Was trieb diese Eidgenossen dazu, den
weiten und damals noch beschwerlichen Weg zu wagen? Neben einer Portion
jugendlicher Abenteuerlust war es der Wille, aus der Enge und den materiell
bescheidenen Verhältnissen, wie sie im 19. Jahrhundert in der Schweiz über
weite Strecken herrschten, auszubrechen. Im Sog der englischen, deutschen,
niederländischen und französischen Berufskollegen gelang es zahlreichen von
ihnen, dank ihrem Ehrgeiz, ihrer guten Ausbildung und dem unabdingbaren
Quäntchen Glück sich wirtschaftlich erfolgreich zu entfalten. Viele
Eidgenossen reüssierten allerdings nicht, die ersten Gefahren traten bereits
auf der Hinreise mit Segelschiffen auf, das tropische Klima vor Ort forderte
ebenfalls zahlreiche Opfer.
Während einiger Zeit verschüttet,
kommt diesem kulturellen Kapital heute nun ein erhöhter Stellenwert zu. |