Friedrich Hebbels Vorliebe für die Gattung
Tragödie steht im Widerspruch zu der im 19. Jahrhundert einsetzenden
Entwicklung, aktuelle gesellschaftliche Probleme im Roman zu verarbeiten.
Der Schlüssel zur Auflösung der scheinbaren Diskrepanz zwischen
unzeitgemäßer tragischer Gattung und moderner Zeitkritik findet sich, so die
These der vorliegenden Studie, in der mehrdeutigen Unschuld der
Frauenfiguren. In vergleichenden Analysen der Dramen „Judith“ und „Agnes
Bernauer“ mit den von Hebbel explizit als Vorbilder dieser Tragödien
ausgewiesenen Werken „Die Jungfrau von Orleans“ sowie „Antigone“ wird die
zunehmende Fragwürdigkeit der politischen, religiösen und sittlichen
Unschuld der Protagonistinnen herausgearbeitet, die nicht nur
gesellschaftliche Zu- respektive Missstände spiegelt, sondern auch die
spezifische Tragik der Werke Hebbels kennzeichnet.
INHALT
1. Dialektik und
Unschuld – Zu Hebbels Tragödienkonzeption
2. Weib – Recht –
Tat: Hebbels „Judith“ und Schillers „Die Jungfrau von Orleans“
2.1
Entweiblichung – Zur Exzeptionalität der Protagonistin
2.2 Berechtigung
– Zwischen göttlicher Berufung und Eigeninitiative
2.3 Untat –
Verfehlung fürs Volk
3. Fromm
frevelnde Frauen: Hebbels „Agnes Bernauer" und Sophokles’ „Antigone“
3.1 Frauenwürde –
Zu Weiblichkeit und Unschuld
3.2
Frommherzigkeit – Religiöse Reinheit als (Un)Schuld
3.3 Freveltat –
Zur politischen Dimension der Unschuld
4. Dialektik der
Unschuld – Zur Modernität der Hebbelschen Tragödie
Literaturverzeichnis