Giannoulis,
Elena
Blut als Tinte
Wirkungs- und Funktionsmechanismen zeitgenössischer shishōsetsu
2010 · ISBN 978-3-86205-248-6
· 278 S., kt. · EUR 28,—
E-Book/pdf: 978-3-86205-909-6 · 2014 · EUR 19,99
Hijiya-Kirschnereit, Irmela (ed.): Iaponia Insula. Studien zu Kultur und Gesellschaft Japans (Bd.
22)
Der japanische Literaturmarkt, die Rolle der Autoren und die Erwartungen
der Leser haben sich seit den achtziger und neunziger Jahren stark verändert.
Intimität ist zur öffentlichen Ware geworden und Privatsphäre hat eine
andere Bedeutung erhalten. Ist da überhaupt noch Platz für die japanische
Ausprägung des Ich-Romans, den shishōsetsu, in dem es traditionell um
Fragen der „Authentizität“, „Unmittelbarkeit“ und „Selbstentblößung“ ging?
Die vorliegende Studie zeigt, dass sich der shishōsetsu wider
Erwarten innerhalb der Populärliteratur und in Konkurrenz zu Blogs,
light novels oder Entertainment-Romanen
behauptet hat. Gegen die massenhaft konstruierte Wirklichkeit von Fernsehen
und Internet setzt der „neue shishōsetsu“ nun nicht mehr auf
Reflexionslosigkeit oder „ungefilterte“ Gefühle, sondern auf eine
konstruierte Wirklichkeit mit dem Anspruch, sie sei wirklicher als die
„mediale Wirklichkeit“. Was früher über die direkte Entblößung des Gefühls
vermittelt wurde und einst jeden Anschein von Konstruktion vermied, ist nun
zur offenen Inszenierung geworden, die sich eklektisch aus der kulturellen
und literarischen Tradition Japans bedient. Im Rahmen der neueren
Selbstzeugnisforschung stellt die vorliegende Studie den ersten Versuch dar,
sich erzähltheoretisch mit aktuellen – bisher für die Japanologie noch nicht
erschlossenen – shishōsetsu auseinanderzusetzen und die Art und Weise
der Selbstinszenierung der Autoren sowie den medialen und kritischen Umgang
mit ihnen zu bewerten.
INHALT
- I. Vorwort
- II. Der shishōsetsu-Diskurs seit den 1980er Jahren
1. Shishōsetsu – Ein
Forschungsabriss
2. Perspektiven der aktuellen
shishōsetsu-Diskussion
- III. Werkanalysen
1. Shishōsetsu-Genretheorie
und Arbeitsdefinition
2. Problematisierung der
Kategorie „Authentizität“ im shishōsetsu: Medialitätsüberschreitung
durch Authentizitätseffekte
3. Faktizität und Fokusfigur als
Konstanten des shishōsetsu
4. Variable Stilmittel und Topoi
zur Erzeugung von Authentizitätseffekten
5. Zusammenfassung
- Exkurs: Shishōsetsu-Spielchen
1. Der shishōsetsu als
Motiv in Hizaki Yūs Kakikake no shishōsetsu
2. Akasegawa Genpeis
shishōsetsu-theoretisches Kolleg
- IV. Ausblick
- Bibliographie
Elena Giannoulis studierte Japanologie und Neuere deutsche
Literatur an der Freien Universität Berlin. Seit 2008 ist sie dort
wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Japanologie. Seit 2010 arbeitet sie
darüber hinaus am Projekt „Coolness“ im Exzellenzcluster Languages of
Emotion. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der japanischen
Literatur und Kultur der Moderne und Gegenwart.
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