Hijiya-Kirschnereit,
Irmela / Bierwirth, Gerhard (Hg.)
Yukio Mishima
Poesie, Performanz und Politik
2010 · ISBN 978-3-86205-247-9
· 269 S., kt. · EUR 24,—
Hijiya-Kirschnereit, Irmela (ed.): Iaponia Insula. Studien zu Kultur und Gesellschaft Japans (Bd.
21)
Am 25. November 2010 jährt sich die öffentlich
inszenierte Selbsttötung Mishimas nach Art der Samurai zum vierzigsten Mal.
Vielleicht mehr noch als sein literarisches Werk hat sich dieser
„theatralische Akt“ des Autors ins allgemeine Bewusstsein eingebrannt.
Einerseits hat dieses unerhörte Ereignis oft genug den Blick auf sein Werk
verstellt, andererseits gibt es aktuell Anzeichen für eine
„Mishima-Renaissance“, die im starken Performanz-Charakter von Mishimas
Leben und Werk einen Vorläufer der post-modernen „Ästhetik der Inszenierung“
aller Lebensbereiche sehen möchte.
Sich auf Mishima einzulassen, ist allerdings auch vierzig Jahre nach seinem
Tod noch immer irritierend und schmerzhaft. Mishima ist nicht nur selbst
eine offene Wunde, er verletzt auch immer noch das literarische, moralische
und politische Empfinden. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass
namentlich im deutschsprachigen Raum bisher keine umfassendere
Auseinandersetzung mit diesem Autor stattgefunden hat. Dieses Buch versucht,
die Lücke zu schließen.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes reflektieren mit unterschiedlichen
Methoden und neuen Perspektiven die ästhetischen, moralischen und
politischen Komponenten von Mishimas Werk – nicht im Sinne einer
Gesamtdarstellung, sondern in der Absicht, über eher unbekannte oder bisher
nicht ausreichend untersuchte Texte sozusagen von der Peripherie her neue
Zugänge zu diesem sperrigen Autor zu eröffnen.
In der ersten Sektion wird die Ambivalenz von Mishimas Poetisierung des
Politischen verdeutlicht. Die zweite Sektion ist den theatralischen,
performativen und rituellen Aspekten seines Werks gewidmet. Die dritte
Sektion behandelt Mishimas literarische Suche nach „Anerkennung“ und sein
„unglückliches Bewusstsein“ (Hegel). Im Anhang wird der für das Verständnis
Mishimas wichtige, aber bisher kaum beachtete Text Eirei no koe [Die
Stimmen der toten Helden] aus dem Jahre 1966 hier erstmals in einer
deutschen Übersetzung zugänglich gemacht.
Inhaltsverzeichnis
Sektion I: Die Poetisierung des Politischen
-
Irmela Hijiya-Kirschnereit: Botan – Der Mörder als
Gärtner
-
Christoph Held: Yūkoku – Heldentod im Schlafzimmer
-
Ken´ichi Mishima: Mishima und Nietzsche – Fin de
siècle-Ästhetik und radikaler Nationalismus
Sektion II: Theater, Performanz und Ritual
-
Claudia Wünsche: Mishimas seppuku als
performatives Motiv bei Murakami und Shimada
-
Rebecca Mak: Eirei no koe als Nō-Theater – Die
intermediale Dualstruktur der Prosaerzählung Die Stimmen der toten Helden
Sektion III: Das unbewältigte „Ende der
Geschichte“
-
Christopher Scholz: Atavistische Rituale und moderner
Nihilismus in Budōpan
-
Gerhard Bierwirth: Mishima und Hegel – Die verweigerte
Anerkennung
-
Mishima Yukio: Uneingelöste Versprechen – Gedanken meiner
letzten fünfundzwanzig Jahre
-
Anhang: Die Stimmen der toten Helden
|