Buchholz,
Petra
Vom Teufel zum Menschen
Die Geschichte der Chinaheimkehrer in Selbstzeugnissen
2010 · ISBN 978-3-86205-246-2
· 434 S., kt. · EUR 38,—
E-Book/pdf: 978-3-86205-918-8 · 2014 · EUR 26,99
Hijiya-Kirschnereit, Irmela (ed.): Iaponia Insula. Studien zu Kultur und Gesellschaft Japans (Bd.
25)
Chinaheimkehrer – dieser Begriff verweist nicht etwa auf alle nach
Kriegsende aus China nach Japan heimkehrenden Soldaten und Zivilisten,
sondern auf eine spezielle Gruppe von rund tausend Personen, die sich in dem
»Verein der Chinaheimkehrer« zusammengeschlossen haben. Diese ›besonderen‹
Chinaheimkehrer hatten fünf Jahre in sibirischen Kriegsgefangenlagern
verbracht und waren im Jahre 1950 als Kriegsverbrecher gemeinsam mit Puyi,
dem »letzten Kaiser von China«, an die neugegründete Volksrepublik China
ausgeliefert worden. Dort wurden diese ehemaligen japanischen Militär- und
Verwaltungsangehörigen einer Umerziehung unterworfen und legten in den
folgenden sechs Jahren allesamt ein Geständnis ihrer Kriegsverbrechen ab.
1956 wurde die große Mehrheit der geständigen Kriegsverbrecher nach Japan
entlassen, nur 45 Personen wurden vor Gericht gestellt, zu Haftstrafen
verurteilt und wenige Jahre später ebenfalls nach Hause entlassen. Bis auf
eine Ausnahme hielten alle Chinaheimkehrer auch nach ihrer Heimkehr an dem
in China abgelegten Geständnis fest, und viele von ihnen engagierten sich
bis in ihr hohes Alter in der japanischen Friedensbewegung und setzten sich
für die japanisch-chinesische Freundschaft ein.
Für dieses Buch wurden aus der großen Zahl der von ihnen verfaßten
Selbstzeugnisse, in denen sie über die Umerziehung, ihre in China begangenen
Kriegsverbrechen und ihre Aktivitäten nach der Heimkehr berichten, sechzehn
Dokumente ausgewählt und erstmals in eine westliche Sprache übersetzt. Der
Hergang sowie Motive und Widersprüche der chinesischen Umerziehung werden in
einer ausführlichen Einleitung beleuchtet; das Nachwort greift einige
besondere Aspekte dieser Selbstzeugnisse auf und erläutert ihre Bedeutung
innerhalb der japanischen Erinnerungskultur.
Petra BUCHHOLZ, geb. 1951, Erziehungswissenschaftlerin und Japanologin (Dr.phil),
Gründung und wissenschaftliche Begleitung der Freien Schule Berlin, Lektorin
an der Yamanashi-Universität in Kōfu/Japan, redaktionelle Mitarbeit am
Großen Japanisch-Deutschen Wörterbuch (Wadoku daijiten) und
Mitglied der DFG-Forschergruppe »Selbstzeugnisse in transkultureller
Perspektive« an der Freien Universität Berlin.
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