Tanizaki,
Jun´ichirō
Die Fußspur
Buddhas Aus dem Tagebuch eines sonderbaren Greises
Aus dem Japanischen
übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Josef Bohaczek. Mit
Illustrationen von Sophia Yamaguchi. 2018 · ISBN 978-3-86205-121-2
· 257 Seiten, gebunden · EUR 26,—
OAG - Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens,
Tokyo (Hg.)
Der Protagonist – männlich, behütet aufgewachsen, begütert, gebildet,
betagt (77), mit angegriffener Gesundheit (überstandener Gehirnschlag,
Herzinfarkt, Angina pectoris etc.), aber uneingeschränktem Egoismus –
erkennt seine Sexualität als die eines Greises, die aber „unbeschadet ihrer
Impotenz doch noch in gewisser Form als Sexualität vorhanden zu sein
scheint“ und versucht mit seinen Mitteln und Möglichkeiten, deren
Faszination weiter erlebbar zu machen. Nur seine Schwiegertochter Satsuko
sei imstande, so meint er, diese Befindlichkeit „mit dem Anflug einer Ahnung
wahrzunehmen“. Er verfällt ihr auf eine Weise, die sie einerseits in die
Rolle der „Femme fatale“ drängt, mit den üblichen Konsequenzen, ihm aber,
einem totalen Agnostiker, letztlich auf sonderbare Weise zu einer Brücke ins
Transpersonale wird: „Falls so etwas wie eine Gottheit oder ein Buddha
existieren sollte, dann ist das für mich Satsuko und sonst niemand. Würde
ich unter einer Statue von Satsuko beerdigt, ginge mir damit mein innigster
Wunsch in Erfüllung.“
Japanische Literaturkritiker weisen darauf hin, dass die
Ausdrucksqualität dieses Werks stellenweise nicht das Niveau derjenigen
früherer Schaffensperioden erreicht, betonen jedoch die unveränderte
Genialität in der Dramaturgie des Geschehens und der minutiösen Darstellung
subtilster intrapersonaler Regungen eines egozentrischen Greises und seiner
immer bizarrer anmutenden Allüren wie des damit zusammenhängenden Geschehens
auf der Beziehungsebene. Ungeschminkt, offen, nicht ohne Ironie und ein
gehöriges Maß Selbstironie macht der Autor die Leser und Leserinnen zu
Augen- und Ohrenzeugen eines nur scheinbar fiktiven Geschehens, das
ausnahmslos alle trifft, wenn auch nie in derselben Form und auf dieselbe
Weise: am Abbau seiner eigenen körperlichen, geistigen und moralischen
Potentiale, der eigenen Person insgesamt, vermittelt durch Einblicke in sein
Alltags- und Familienleben einschließlich banaler, verstörender, für manche
vielleicht empörender Details von äußerster Peinlichkeit, bis hin zum
bevorstehenden, zwar noch nicht eingetretenen, jedoch als unentrinnbar
erkannten und unabweisbar herannahenden Ableben. (Aus dem Nachwort)
INHALT
Anstelle eines Vorworts Tagebuch 1–7 Auszug aus dem Pflegeprotokoll
der Krankenpflegerin Sasaki Auszug aus dem klinischen Protokoll von Dr.
Katsumi Auszug aus den Aufzeichnungen von Shiroyama Itsuko
Nachwort
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