Curran,
Jane V. / Pörtner, Julia
West-östliche Begegnung
Festschrift für Hans-Günther Schwarz von
seinen Freunden und Kollegen
2010 · ISBN 978-3-86205-104-5 ·
266 S., Klappenbroschur · EUR 26,—
Der Orient ist traditionell sowohl eine Inspiration für abenteuerliche
Reisen als auch für Träume, Dichtung und andere Produkte der Phantasie. In
der christlichen Tradition richtet man sich in der Architektur und in der
Liturgie auf das Ziel im Osten. Der Einfluß des Ostens kann in einer
spielerischen Form erscheinen, als Mode, Schmuck oder andere oberflächliche
Verzierung. Das gilt auch für die Literatur, insbesondere dann, wenn der
Schriftsteller die Identifikation gegenwärtiger Figuren und Situationen
durch einen exotischen Schleier verhindern will. Eine tiefere Bedeutung wird
dem Orient zugemessen, indem er als Befreiung betrachtet wird, als eine
Flucht von der geregelten Wirklichkeit in eine offene ästhetische Umgebung.
Eine Art Ausflug aus der Stadt in die Natur. Im Westen wird der Orient
entweder für neue Zwecke benutzt und dadurch verharmlost, oder als das
unergründliche Fremde angebetet. Der Eifer, sich diesem Unbekannten zu
nähern, führt ab von der materiellen Welt in die Richtung des Abstrakten,
von der Schlichtheit der wörtlichen Bedeutung zur Doppeldeutigkeit der
Metapher. Der Zug gen Osten hat viele Zwischenstationen. Bei jedem
Aufenthalt bietet sich eine neue Begegnung. Hans-Günther Schwarz kennt den
Weg sehr wohl: schon die Titel seiner Veröffentlichungen, etwa Orient –
Okzident, Der Orient und die Ästhetik der Moderne, „Das Teppichparadigma in
der österreichischen Literatur und Kunst 1890–1920“, „Die Romantik und der
Orient“ oder „Exotismus, Orientalismus und die deutsche Orientrezeption“
dienen als Wegweiser. Wir reichen ihm keinen Reiseführer, sondern ein
Reise-Lesebuch. (Jane V. Curran)
INHALT
Jane V. CURRAN: Vorwort · Geraldine GUTIÉRREZ DE WIENKEN: Überlegungen zu
Ornament, Sehnsucht und Stimmung in Text und Bild. Goethe und van Gogh sowie
Baudelaire und Matisse im Vergleich · Hans-Georg GRÜNING: West-östliche
Begegnung. Wer zählt die Völker, nennt die Namen. Eine
semantisch-literarische Untersuchung zu den geographischen und ethnischen
Bezeichnungen des Orients in den west-europäischen Kulturen · Jürgen
JOACHIMSTHALER: Teppich-Text vs. Text-Teppich: Zu Siegfried Lenz’
„Heimatmuseum“ · Friedrich STRACK: Mystisches Gedankengut in
expressionistischer Lyrik? · Friedrich GAEDE: Ex Oriente Nox? Ernst Jünger
und der Titanismus der Gegenwart · Klaus KANZOG: „Bitte um 20 Uhr wecken!“.
Programmiertes Sehen – kreatives Sehen. Bericht über die Wahrnehmung eines
Gemäldes von Werner Büttner · Rainer HILLENBRAND: Mit geladener Flinte.
Schillers Gedicht An Göthe als Positionsbestimmung der Weimarer Klassik ·
Fritz HEUER: Empfänglich für das Spiel mit der Schönheit. Schiller und Kant
auf dem Weg der Frage nach dem Menschen · Jane V. CURRAN: The Harper and
Suleika: Goethe’s poems as Lieder · Franz WASSERMANN: Die regulative Idee
singt nicht. West-östliche Begegnung und ideale Humanität in Mozarts
Entführung aus dem Serail · Zoltán SZENDI: Buddha und Mohammed als neue
Gestalten der Epiphanie in der Lyrik Rilkes · Franz LOQUAI: „That Queer
Sensation Born of Quick Travelling“. Geschwindigkeitseuphorie und Modernität
in den Reisefeuilletons von Charles Dickens · Eberhard VON LOCHNER:
West-östliche Mystik in der Politischen Philosophie Eric Voegelins · Josef
SCHMIDT: Urgeschichtliches und Nahöstliches: F. H. Achermanns Roman Der Totenrufer von Halodin. Prähistorischer Kulturroman aus den Wildnissen der
ersten Eisenzeit (1940/1961) · Thomas CURRAN: Ezra Pound, and the Coherence
of The Waste Land · Jürgen HEIZMANN: Von Güllen nach Colobane: Djibril Diop
Mambétys Film Hyenas – eine postkoloniale Aktualisierung von Dürrenmatts
Besuch der alten Dame · Frieder HEPP: „Nun gehet die Pfalz in Böhmen!“ Der
Wegzug des Heidelberger Hofs nach Prag im Oktober 1619 · Nima MINA: Die
frühe deutschsprachige Lyrik von Freydoun Farokhzad
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