Bickes,
Hans / Butulussi, Eleni / Otten, Tina / Schendel, Janina / Sdroulia, Amalia
/ Steinhof, Alexander
Die Dynamik der Konstruktion von Differenz und
Feindseligkeit am Beispiel der Finanzkrise Griechenlands: Hört beim Geld die
Freundschaft auf?
Kritisch-diskursanalytische Untersuchungen
der Berichterstattung ausgewählter deutscher und griechischer Medien
2012 • ISBN 978-3-86205-080-2
· 237 S., kt. · EUR 25,-
Bereits ein halbes Jahr nach Beginn der Medienberichterstattung zur
Staatsverschuldung in Griechenland war in Deutschland 2010 ein völlig neues
Griechenlandbild entstanden. Durch Medien geprägte, negativ aufgeladene
sprachliche Versatzstücke zur Charakterisierung Griechenlands sind
beunruhigend rasch zur sozialen Routine im deutschen Sprachgebrauch
geworden. Ihre Verwendung lässt seither wie auf Knopfdruck jenes im Frühjahr
2010 in die Köpfe gestanzte Bild entstehen, wonach die Griechen auf Kosten
der restlichen Eurozone ein unbeschwertes, rauschhaftes Leben führen, selbst
wenn ganz Europa dabei untergeht. Dass sich soziale Routinen im
Sprachgebrauch herausbilden, ist ein normaler Vorgang. Dass man dies jedoch
dafür ausbeutet, eine ganze Gruppe von Menschen zu stigmatisieren, hat in
Deutschland eine unheilvolle Tradition.
In den diskursanalytischen Untersuchungen wird anhand von ca. 600 deutschen
und griechischen Print- und online-Texten aufgedeckt, wie auf verschiedenen
semiotischen Ebenen Mittel eingesetzt wurden, um diesen Diskurs der
Ausgrenzung und Differenz wirkungsvoll zu führen. Dabei wird auch ein
genauerer Blick auf die Reaktionen geworfen, die in griechischen Medien
ausgelöst wurden.
Im kritischen Rückblick drängt sich hinsichtlich der verzerrenden
Berichterstattung wichtiger deutscher Medien im Jahr 2010 und des Verhaltens
einiger deutscher PolitikerInnen das Bild des „Biedermanns als Brandstifter“
auf. Am 13.2.2012 stehen zahlreiche Gebäude in Athen in Flammen. Erst
angesichts dramatischer Entwicklungen in der griechischen Bevölkerung mäßigt
sich der Ton auf deutscher Seite ein wenig. Spät (vielleicht zu spät) macht
sich hier die Einsicht breit, dass das Spiel mit dem Feuer zu weit getrieben
wurde und dass die Schuld an den Finanzturbulenzen der vergangenen fünf
Jahre nicht ernsthaft bei einem kleinen Land liegen kann, das gerade einmal
11 Millionen Einwohner zählt.
Das Buch ist in Kooperation einer AutorInnengruppe aus Griechenland und
Deutschland entstanden.
Inhaltsverzeichnis
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