Sigerist,
Stefan
Historische Firmenetiketten aus der Schweiz für den asiatischen Markt
2011 · ISBN 978-3-86205-008-6 · 160 S., geb., ca. 370 farbige Abb. · 25,— EUR
Zur Kennzeichnung ihrer Produkte verwendeten die Europäer, so auch die
Schweizer, im asiatischen Raum seit dem 19. Jahrhundert Etiketten. Diese
farbigen und sehr dekorativen Bilder dienten als Markenzeichen für die
Verkaufsartikel, die vorwiegend aus Textilien und Farben bestanden. Mit der
Zeit ging man sogar in Einzelfällen zur Patentierung der «chops», wie
Etiketten auch genannt wurden, als Warenzeichen über. Da die Endverbraucher
auf den Märkten Asiens die europäischen Schriftzeichen nicht kannten oder
der Schrift überhaupt nicht kundig waren, dienten die Etiketten auch als
Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz – wenigstens für diejenigen
Firmen, die vom Vorteil einer Eigenmarke Nutzen ziehen wollten.
Den heutigen Betrachter faszinieren sie durch ihre lebhaften Figuren und
ihre frischen Farben. Indem die europäischen Künstler weitgehend sowohl dem
Zeitgeschmack folgten als auch auf die Bilderwelt der einzelnen fernen
Länder eingingen, vermitteln sie uns eine Welt, die noch nicht durch moderne
Bildmedien übersättigt war. In der Regel sind die indischen Etiketten in
Aufbau und Darstellung einfacher als die für China und Japan bestimmten. In
Indien nehmen neben weltlichen Motiven die religiösen Bilder einen breiten
Raum ein. Im Gegensatz dazu erzählen uns chinesische Etiketten ganze
Geschichten und lassen Raum für Interpretationen. Nicht nur Hersteller
kreierten ihre Marken. Wir treffen ebenfalls auf schweizerische,
niederländische und englische Handelsfirmen, deren Etiketten die Hersteller
in der Schweiz auf den exportierten Produkten befestigten. Auf diese Weise
erhält der Betrachter auch optisch einen Eindruck von der damaligen weiten
Verbreitung der schweizerischen Textilien und Farben.
Die Stickereiindustrie pflegte die Kultur der Etiketten wenig, nur einige
Exemplare liessen sich ausfindig machen. Interessant sind hingegen ihre «enveloppes»,
grosse Couverts mit schön gestalteten Vorderseiten und einem Fenster, das
das Muster des Produktes sichtbar liess. Die Etiketten gerieten nach den
1930er Jahren aus der Mode, teilweise wegen Veränderungen an den
Verpackungen, teilweise wegen der allgemeinen Verschiebung der
Werbebedürfnisse. Die hier vorgelegte Auswahl der noch auffindbaren
Markenzeichen stellt einen interessanten kulturhistorischen Aspekt der
Präsenz der Schweiz in Übersee dar. Auf den aus unterschiedlichsten Quellen
stammenden über 370 Etiketten sind in erster Linie Menschen abgebildet,
häufig zusammen mit Tieren. Ihr Auffinden in Museen, Archiven und bei
Privatpersonen war häufig von Zufällen geprägt. Möglicherweise schlummern
immer noch unbekannte Sujets in vergessenen Schubladen oder auf staubigen
Dachböden.
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