Scherer, Klaus
Kamikaze. Todesbefehl für Japans Jugend.
Überlebende berichten
2001 • ISBN 978-3-89129-728-5
172 S., zahlreiche Abb., kt. • EUR 14,50
Für viele sind sie noch immer die tapfersten Piloten der Geschichte: Mehrere tausend junge Männer, die sich im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges vor Japans Küsten auf feindliche Schiffe stürzten, um so von Vaterland und Kaiser noch die Niederlage abzuwenden. Der Mythos des freiwilligen, heldenhaften Todesfliegers hat seitdem im Westen im Begriff der "Kamikaze" überlebt. Doch die Wirklichkeit war anders. Die Piloten waren fast noch Kinder, als sie starben, die jüngsten gerade siebzehn Jahre alt, viele davon kaum ausgebildet und in schrottreife Flugzeuge gesetzt. Fast alle wurden abgeschossen oder stürzten mit Maschinenschaden ab, bevor sie überhaupt ihr Ziel erreichten. Ihre Trefferquote war gering und ihre "Bewerbung" von den Militärführern erzwungen - durch Befehl und Drohungen, Kontaktverbot und Kriegserziehung. Und auch durch Gewalt. Klaus Scherer hat als Japan-Korrespondent der ARD über ein Jahr lang für seine "Kamikaze"-Dokumentation recherchiert. Er hat mit Überlebenden gesprochen, die ihren Todesflug mit Motorschaden abbrechen mußten oder nach verlorenen Luftkämpfen notlanden konnten. Was sie schildern - vom wortlosen Abschied von der Familie bis zu Weinkrämpfen im Cockpit - setzt dem "Kamikaze"-Mythos eine dramatische Wirklichkeit entgegen. Der Begriff "Kamikaze", zu deutsch: Gotteswind, stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert. Damals vernichteten Taifune die angreifende mongolische Flotte und bewahrten Japan so vor dem Ruin. Die "Kamikaze"-Flieger des Zweiten Weltkrieges, die eine ähnliche Kriegswende herbeiführen sollten, benutzten diesen Namen kaum. Und sie sprachen selbst eher von "Spezialeinsätzen" oder wählten wie die "Kirschblüten"-Piloten die Eigennamen ihrer Einheiten. Daß hier dennoch von Kamikaze die Rede ist, liegt an der Popularität dieses Begriffs im Westen. Scherers ARD-Film "Kamikaze - Todesbefehl für Japans Jugend" wurde nach seiner Erstausstrahlung mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Dieses Buch dokumentiert die vollständigen Interviews mit allen, die bereit waren, ihre Erinnerung an jene Kriegsmonate nach über fünfzig Jahren preiszugeben. Augenzeugen-Berichte ehemaliger US-Soldaten auf den angegriffenen Schiffen, die Scherer in den USA besucht hat, und Bilder aus Archiven in Japan und Amerika machen dieses Buch auch zu einer Dokumentation über das Kriegsende im Pazifik - und der japanischen Tragödie.
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„Es gibt zu diesem Thema nichts vergleichbar
Berührendes und Aufklärendes“
ekz-Informationsdienst, Harald Pilzer
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„Klaus Scherers Dokumentation zeigt erstmals für
deutsche Leser, wie die meisten der vermeintlichen Helden in Wirklichkeit
von japanischen Militärstrategen in den Tod getriebene Kinder waren.“
Die Zeit, Georg Blume
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„Die Erinnerungen der Überlebenden sind
erschütternd und ergreifend.“
In Asien
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„Scherer muss gar nicht versuchen, die Umstände
zu kommentieren, unter denen junge – sehr junge – Männer ‚überredet’
wurden, Selbstmord zu begehen. Die Antworten der Überlebenden sprechen für
sich.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Peter Sturm
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„Scherer beschreibt, was Japans legendäre Piloten
Ende des Zweiten Weltkriegs tatsächlich zu ihren Selbstmord-Missionen
trieb.“
Kronenzeitung, Wien, Tobias Micke
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„Selbst wer den Film nicht gesehen hat, wird von
diesen Erinnerungen gepackt und berührt. Sie schildern eine Strategie, die
sinnloser kaum sein konnte, und eine politisch-militärische Führung, die
in ihrer Menschenverachtung keine Grenzen mehr kannte.“
Hamburger Abendblatt, Holger Dohmen
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„Der Autor recherchierte für das Buch sehr
gründlich und belegt durch zahlreiche Interviews mit abgeschossenen und
nordgelandeten Kamikazepiloten, dass die bisher immer wieder
hervorgehobene Freiwilligkeit für einen Kamikazeeinsatz nicht den
Tatsachen entsprach.“
Österreichische Militärzeitschrift
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„Ein neues Buch zerstört den Mythos vom Heldentum
der Kamikaze-Piloten.“
Welt am Sonntag, Markus Albers
KLAUS SCHERER, geboren 1961 in der Pfalz, Fernsehjournalist beim Norddeutschen Rundfunk. Soziologie- und Geographie-Studium in Mainz, danach Volontariat beim Sender Freies Berlin. Von 1990 bis 1995 ARD-Inlandskorrespondent in Berlin für "Tagesschau" und "Tagesthemen", anschließend in Hamburg Redakteur und Reporter beim Politmagazin "Panorama". 1999 ging
Klaus Scherer als Ostasien-Korrespondent und Leiter des ARD-Studios nach Tokio.
Zur Zeit ist er als ARD-Korrespondent in Washington tätig. Für seine Arbeit als Reporter erhielt
Klaus Scherer 1996 den "Deutschen Fernsehpreis" und 2001 (für "Kamikaze") den "Adolf-Grimme-Preis".
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