Röhnert, Jan
„Meine erstaunliche Fremdheit!“ Zur poetischen
Topographie des Fremden am Beispiel von Rolf Dieter Brinkmanns Reiselyrik
2003 • ISBN 978-3-89129-682-0 · 150 S., kt. · EUR
10,-
Wie oder von woher
soll man vom Fremden sprechen, ohne ihm seine Fremdheit zu rauben? Mit
dieser Fragestellung gab der Philosoph Bernhard Waldenfels einen Maßstab
vor, mit dem die Angemessenheit jeder Artikulation von Fremderfahrung
beurteilt werden kann. Die vorliegende Arbeit versucht, Waldenfels’
phänomenologische Argumentation auch für die Analyse von Literatur nutzbar
zu machen. Reiseliteratur als spezifische Möglichkeit, Fremdes in den Blick
zu fassen, wird hier exemplarisch im Hinblick auf das lyrische Werk eines
Autors untersucht, das aufgrund seiner Vielfalt das Prädikat einer
veritablen Reisepoesie verdient: Rolf Dieter Brinkmanns Gedichtband
„Westwärts 1&2". Meine erstaunliche / Fremdheit! hatte er im titelgebenden
Gedicht formuliert, und es ist Ziel dieser Arbeit, der von Brinkmann
beschriebenen Fremdheit in den verschiedenen für ihn wichtigen, kulturell
markierten Räumen (England – Italien – USA – aber auch das „innere Ausland"
BRD, sowie Orte von wechselnder Identität im Sinne von Foucalts
„Heterotopien") in diesen Texten nachzugehen. Dazu gehört auch ihre Relevanz
für die interkulturelle Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I Fremderfahrung und Literatur
Fremdheit – interdisziplinär · Allgemeine Positionen zu
Fremdheit · Fremdheit aus der Sicht der Soziologie · Psychologie der
Fremdheit – „Ethnopsychoanalyse" · Fremdheit und Philosophie · Bernhard
Waldenfels’ Phänomenologie des Fremden · Zum Gegenstandsbereich und den
Zielsetzungen der Phänomenologie · Verortung des Fremden · Der Anspruch
des Fremden · Antworten auf den Anspruch des Fremden · Neuartiger
Ansatz der Literaturbetrachtung · Reiseliteratur als Poetik der Fremde ·
Reisen als Auslöser von Fremderfahrung · Aspekte moderner Reisepoesie
II Das Gedicht in der Fremde – Rolf Dieter
Brinkmanns Reisepoesie
Brinkmanns Poetik des ‚offenen‘ Gedichts ·
Todesterritorium Westdeutschland – Brinkmanns eigenes Ausland · roh
und eindeutig? – England in Brinkmanns Gedichten · Das Fenster, das
nach Süden offen ist – Brinkmanns Italien · Westwärts –
Brinkmanns Amerika · Heterotopien – Stationen zwischen Ortslosigkeit
und neuer Raumerfahrung bei Brinkmann
III Anwendungsbezogene Überlegungen zur
interkulturellen Vermittlung der Gedichte im Fach Deutsch als Fremdsprache
Fremdheit und Fremdsprachenunterricht · Literatur als Ort
der exemplarischen Begegnung mit Fremdheit · Vorzüge literarischer Texte in
unterrichtlichen Fremdheitsdiskursen · Lyrik im Fokus des interkulturellen
DaF-Unterrichts · Brinkmanns Lyrik als Gesprächangebot in der
interkulturellen Vermittlung DaF? · Exkurs: Gibt es „kulturdifferente"
Diskursstile der Poesie? |