Michel, Wolfgang (Verf.); Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG), Tokyo (Hg.)
Von Leipzig nach Japan. Der Chirurg und Handelsmann Caspar Schamberger (1623-1706)
1999 • ISBN 978-3-89129-442-0
304 S., kt. · EUR 19,50
Vor dreieinhalb Jahrhunderten arbeitete der Leipziger Caspar Schamberger als Chirurg in der Handelsniederlassung Deshima. Dank seines Geschickes und glücklicher Umstände stieg er, ohne es zu ahnen, in Japan zum Ahnherrn der sogenannten "Chirurgie im Stile Caspars" auf und löste eine anhaltende Beschäftigung mit westlicher Medizin, Kräuterkunde und Arzneimittelherstellung aus. Weitere, von Schambergers Amtsnachfolgern beeinflußte chirurgische Richtungen folgten und verdichteten sich unter dem Namen "Hollandkunde" (rangaku) mit anderen Disziplinen zur Grundlage der im 19. Jahrhundert einsetzenden rasanten Modernisierung des Landes. Schambergers Name steht daher nicht nur in einschlägigen wissenschaftshistorischen Fachwerken, sondern auch in vielen Enzyklopädien. In Europa, ja sogar in seiner Heimat, geriet er schnell in Vergessenheit. Bislang waren es daher vor allem japanische Mediziner und Historiker, die den Blick auf diesen Mann richteten. Allerdings diskutierten sie nur seinen zweijährigen Aufenthalt in Japan, ansonsten lag Schambergers Leben im Dunkeln. Der Autor Wolfgang Michel, Professor an der Staatlichen Kyushu-Universität/Japan, ist ein ausgewiesener Kenner der Geschichte der deutsch-japanischen Beziehungen. Sein Interesse an Caspar Schamberger wurde geweckt, als er in einer Reisekompilation aus dem Jahre 1672 den Hinweis fand, daß Schamberger nach seiner Rückkehr aus Japan als Handelsmann in Leipzig lebe. Michels intensive Nachforschungen im Leipziger Stadtarchiv und im Stadtgeschichtlichen Museum sowie dem niederländischen Algemeen Rijksarchief in Den Haag wurden mit überraschenden Funden belohnt. Das Verdienst Wolfgang Michels ist es, nicht nur das bunte und lange Leben des Leipzigers Caspar Schamberger dem Vergessen entrissen zu haben - er zeigt uns zugleich in einem bewegenden Zeitbild, wie in einer von Religions- und Handelskriegen geprägten Epoche das Bemühen um naturwissenschaftliche Kenntnisse gegen alle politischen Widrigkeiten seine aufklärerische Wirkung im weitesten Sinne entfalten konnte.
|