Zu Theorie und Praxis der Kulturwissenschaft im Fach Deutsch als
Fremdsprache
Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, die
herkömmliche ‚Landeskunde’ auf eine neue kulturwissenschaftliche Grundlage
zu stellen. Sie bezieht sich dabei insbesondere auf das Fach Deutsch als
Fremdsprache, beansprucht aber gleichwohl eine zumindest analoge Gültigkeit
auch für andere Fremdsprachenwissenschaften. Die Kulturwissenschaft, wie sie
hier entworfen und in einer exemplarischen Analyse vorgeführt wird, versteht
sich nicht als wissenschaftliche (Sub-, Teil-) Disziplin, sondern als
transdisziplinäre Forschungspraxis, für die nicht primär der
Forschungsgegenstand, sondern das erkenntnisleitende Interesse an der Lösung
praktischer Problemstellungen konstitutiv ist. Konsequenterweise geht die
Darstellung daher von den mit der ‚Landeskunde’ verbundenen praktischen
Problemstellungen aus und expliziert von hier aus das dominante
Erkenntnisinteresse landeskundlich-kulturwissenschaftlicher Forschung,
nämlich substanzielle Beiträge zu leisten zur Entwicklung einer
interkulturellen Verstehenskompetenz im Rahmen des Deutsch als
Fremdsprache-Unterrichts. In kritischer Auseinandersetzung mit der aktuellen
kulturtheoretischen Diskussion wird ein einerseits hinreichend komplexer,
andererseits aber auch noch praktikabler Begriff von ‚Kultur’ entwickelt,
der sich insbesondere auf die kulturellen Deutungsmuster bezieht, von denen
in sprachlich-kommunikativen Handlungen (‚Texten’) in der Regel implizit
Gebrauch gemacht wird und die das Verstehen maßgeblich beeinflussen, aber
auch behindern können. Die Aufgabe der Kulturwissenschaft besteht daher
vorrangig darin, diese in Texte eingehenden Deutungsmuster zu rekonstruieren
und für Lerner des Deutschen als Fremdsprache nachvollziehbar zu machen,
indem sie ein komplexes Geflecht von Texten herstellt, in denen die
fraglichen Deutungsmuster implizit verwendet und/oder expliziert und selbst
gedeutet werden. Auf dieses Verfahren der Herstellung eines komplexen
Textgeflechts, das im Schlusskapitel anhand einer Plakatserie zum Thema
‚Einbürgerung’ exemplarisch vorgeführt wird, bezieht sich die im Titel der
Arbeit verwendete Metapher ‚Kultur als Hypertext’.
Problemanalyse:
,Landeskunde‘ als Kulturwissenschaft
Erkenntnisinteresse:
‚Fremdverstehen’
Gegenstand:
Kulturtheoretische Grundlegung
Methode:
Prinzipien und Verfahren der kulturwissenschaftlichen Textanalyse
Kulturwissenschaftliche Forschungspraxis:
Eine exemplarische Fallstudie zum Thema ‚Ausländer in Deutschland’