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CoverMartin, Bernhard R.
Die Nibelungen im Spiegelkabinett des deutschen Nationalbewußtseins

2004 • ISBN 978-3-89129-417-8 •  235 Seiten, kt. · EUR 30,—

Diese Darstellung der literarischen Rezeption des Nibelungenlieds der letzten 180 Jahre, der etwa 50 Prosaadaptionen des Epos zu Grunde liegen, vermittelt einen Überblick über die Behandlung des Stoffes im Bereich der Jugend- und Unterhaltungsliteratur. Die in diesen Adaptionen vorgenommenen Anpassungen des Stoffs an die zeitgenössischen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten stehen im Zentrum des Interesses dieser Arbeit. In der Abschlussanalyse wird der Frage nachgegangen, inwieweit es den Bearbeitern des Nibelungenstoffes gelang, die im mhd. Epos gesehenen Bedeutungspotentiale, die die frühe Nibelungenforschung nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon in nationaler Euphorie mit ihrer Aussage, das Nibelungenlied sei das deutsche Nationalepos, dem Stoff zwar zugeordnet hatte, die sich aber auf der Basis des Nibelungenliedes allein nur schwer oder überhaupt nicht realisieren lassen, in ihren Adaptionen zu aktivieren und sie an ein Massenpublikum weiterzugeben, wodurch die „nationale Aneignung" des Nibelungenliedes bis hin zu seiner Verwendung zu Propagandazwecken erst möglich wurde.

Der Beitrag, den Nibelungenadaptionen in Heldensagenausgaben, als Bearbeitungen für die Jugend oder auch in Romanform für die Verbreitung des Stoffes leisteten oder noch immer leisten, macht sie für die vorliegende Untersuchung insbesondere deshalb interessant, weil ihre Autoren oftmals sehr ‚kreativ‘ und frei mit dem Stoff umgingen: Sie veränderten Handlung und Charaktere, passten sie den jeweiligen Zeitumständen an und machten dadurch erst das ‚Nibelungenlied‘ zum Träger von Werten, die in das Original nur mühsam hineingelesen werden können.

 

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