Transnationale Germanistik ist der Horizont, in den
Konrad Ehlich seine Arbeiten für das Fach Deutsch als Fremdsprache stellt.
Als Wissenschaft übersteigt DaF die Grenzen von Nationalität – und zwar
programmatisch: Deutsch als Fremdsprache ist eine transnationale
Geisteswissenschaft.
Ihre nächste und größere Herausforderung ist Europa, ein
Europa, das Ort der Perspektivenverschmelzung sein kann. Dieser Ort enthält
Potentiale der Multiperspektivik, der Multilingualität, der
Multikulturalität. Europa ist ein Testfall für die Welt von morgen: Gelingt
es hier, mehrdimensional, mehrsprachig, mehrkulturell zu bleiben, so gelingt
es exemplarisch. Die Dichotomie von Peripherie und Zentrum wird hier
aufgehoben, nicht, um in einem universalistischen Einerlei unterzugehen,
sondern um sich zu neuen Strukturen gesellschaftlicher Interaktion
weiterzuentwickeln.
Diese Zusammenstellung grundlegender Arbeiten Konrad
Ehlichs zu Deutsch als Fremdsprache zeigt unterschiedliche Facetten des
Faches auf: Von dessen Konturbestimmungen (A) über Fremdheitserfahrungen (B)
zu Wegen über die Einsprachigkeit hinaus (C), Wegen, die besonders den
großen Komplex der Migration betreffen (D), bis hin zu den spezifischen
Aufgaben der Didaktik für DaF (E). Der letzte Abschnitt (F) reflektiert den
Stellenwert des Faches im Zusammenhang der Germanistik – und deren
Stellenwert in den größeren kulturpolitischen und sprachenpolitischen
Konfigurationen europäischer und „globalisierter" Gegenwart.
Verschiedene Beiträge befassen sich mit dem „Deutschen
als Zweitsprache (DaZ)". Konrad Ehlich sieht DaZ als einen integralen
Bestandteil des Faches DaF und als einen wichtigen Forschungs- und
Handlungsort, dessen Bedeutung innerhalb der Bundesrepublik Deutschland
gerade in jüngster Zeit endlich auch gesellschaftlich stärker gesehen wird,
dem zugleich in europäischer Perspektive für die enge Kooperation mit
anderen, vergleichbaren Aufgabenfeldern und Arbeitsbereichen in anderen
europäischen Ländern wichtige Aufgaben zukommen werden.
Der einleitende Artikel „DaF-Provokationen", hier in
Erstpublikation, verdeutlicht jenen inneren Zusammenhang, der die hier
versammelten Beiträge miteinander verbindet. Er expliziert zugleich
Arbeitsmaximen, die Konrad Ehlich bei seiner wissenschaftlichen Tätigkeit im
Bereich Deutsch als Fremdsprache geleitet haben.