In der Geschichte der Pädagogik hat Japan viel vom Westen
gelernt. Warum wurden westliche Erziehungsideen jedoch so scheinbar mühelos
assimiliert, obgleich die kulturellen Traditionen Japans dermassen
verschieden sind von jenen des Westens, dass sie die Rezeption dieser Ideen
hätten behindern können? Aus einigen Fallstudien erhellt, dass dieses
bemerkenswerte Rezeptionsvermögen nicht – wie gewöhnlich angenommen –
ausschliesslich auf die funktionalistische Rezeptionsweise Japans
zurückzuführen ist, sondern auf die vielfach intensiven Auseinandersetzungen
mit den theologischen und philosophischen Grundlagen westlicher
Erziehungsideen.
AUS DEM INHALT:
I. Pädagogische Klassiker in der japanischen
Modernisierung
Johann Heinrich Pestalozzis Anschauungslehre auf dem Weg
in den Osten • Exkurs: Johann Heinrich Pestalozzi und Pietismus: Begegnung
mit Christian Heinrich Zeller • Religiosität in der Pädagogik Friedrich
Fröbels und ihre Rezeption in Japan • Auseinandersetzungen über den Einfluss
der Preussischen Regulative auf das japanische Bildungswesen
II. Reformpädagogik zur Erneuerung der Erziehung
Carl Hilty und die Entstehung des japanischen
Bildungsbürgertums • Das Jahrhundert der Vervollkommnung der Individualität
• Exkurs: Die innerliche Erbauung als Grundlage der Reformpädagogik: Die
Landerziehungsheim-Bewegung in Deutschland und ihre Nachfolger in Japan •
Reformpädagogik aus dem Osten?
III. Aktuelle Erziehungskonzepte im geschichtlichen
Kontext
Eine Betrachtung über die dritte Erziehungsreform in
Japan • Das Herz als Schlüssel zur neuen Moralerziehung • Die Vereinfachung
des Übergangs vom Erziehungssystem zum Beschäftigungssystem
Toshiko Ito: Studium der Pädagogik in Nara (Japan) und Bern
(Schweiz). Seit 1996 Lehre und Forschung an der Universität Mie (Japan).
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Wirkungsgeschichte der modernen
Erziehungsideen und zur Deutung der reformpädagogischen Bewegungen.