In dieser Arbeit sollen das ‚Handlungsmuster des
Erklärens‘ herausgearbeitet, seine Spezifika im wissenschaftlichen Vortrag
herausgestellt und seine Ausformung in deutschen und japanischen
wissenschaftlichen Vorträgen kontrastiv analysiert werden. Die Arbeit soll
damit zur Erforschung der fachsprachlichen, insbesondere
wissenschaftssprachlichen Kommunikation zwischen Experten beitragen.
Dabei ist auch zu klären, welche weiteren Handlungsmuster
dem übergeordneten Zweck des Erklärens im wissenschaftlichen Vortragsdiskurs
ggf. funktionalisiert werden. Handlungsmuster sind kommunikative
Tiefenstrukturen, die, da sie keiner linearen eins-zu-eins-Repräsentation in
sprachlichen Formen entsprechen, erst durch eine Analyse der kommunikativen
Oberflächenstrukturen erkennbar werden (s. Rehbein 2001a, bes. §5). Um das
Verhältnis sprachlicher Formen (Oberflächenstrukturen) zu Funktionen
(Tiefenstrukturen) zu klären, ist die Sprachspezifik der Mittel zu dem
Handlungszweck in Bezug zu setzen, damit sprachvergleichend ggf. eine
unterschiedliche Funktionalität grammatischer Konstruktionen festgestellt
werden kann.
Folgende Fragen sollen beantwortet werden:
– Gibt es ein spezielles Schema des Erklärens im
wissenschaftlichen Vortrag, das sich von dem in Rehbein (1977, 101)
vorgelegten Schema der Handlungserklärung unterscheidet?
– Prägt dieses Schema einen typischen
‚Handlungsverlauf‘, d.h. eine funktionale Abfolge von Äußerungen
unterschiedlicher Illokution, die Erklärenshandlungen in japanischen und
deutschen wissenschaftlichen Vorträgen sprachlich realisieren?
– Werden Erklärungen im wissenschaftlichen Vortrag als
„reine" Erklärungen realisiert? Oder werden weitere sprachliche
Handlungsmuster in das Erklären eingebettet bzw. mit ihm verbunden?
– Kann für das Deutsche und das Japanische
sprachübergreifend von einem ‚Handlungsmuster des Erklärens‘ gesprochen
werden?
– Welche sprachlichen Ausdrucksmittel werden im
Deutschen, welche im Japanischen eingesetzt?
Geklärt werden soll also, welche Rolle sprachtypologische
Charakteristika für das Erklären spielen (Frage der ‚sprachlichen
Relativität‘).