Holuba, Judith
Zwischen Identitätsbewahrung und Anpassung. Die sprachliche Integration der Heimatvertriebenen im Raum Kaufbeuren/Neugablonz im Spannungsfeld zwischen Dialekt und Hochsprache
2000 • ISBN 978-3-89129-048-4 • 592
S., geb. • EUR 60,50
(= Die Entwicklung Bayerns durch die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge. Hg. im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit)
Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der sprachlichen Verhältnisse in Neugablonz, einem Stadtteil von Kaufbeuren, der zunächst als reine Vertriebenensiedlung entstanden war. Bis heute herrschen dort besondere, in Deutschland wohl einzigartige Verhältnisse. Die geschlossene Ansiedlung einer wirtschaftlich (inzwischen wieder) starken Gruppe, die zum großen Teil aus einer Gegend des Sudetenlandes kam (aus Gablonz an der Neiße), hat dort den Gablonzer Dialekt bis heute, mehr als 50 Jahre nach der Vertreibung, überleben lassen. Die Heterogenität der Sprachsituation in Neugablonz bietet zahlreiche Forschungsmöglichkeiten. Im Rahmen dieser Arbeit wurden hauptsächlich folgende Fragestellungen untersucht:
1) Welche Sprachformen sind heute in Neugablonz üblich (z.B. Kaufbeurer Dialekt, Gablonzer Dialekt, Umgangssprache mit Kaufbeurer Prägung, Umgangssprache mit Gablonzer Prägung, Hochsprache)? 2) Welche Sprachformen werden von wem in welcher Sprachsituation verwendet? 3) Zum Vergleich: Wie sehen die sprachlichen Verhältnisse in Kaufbeuren-Stadt und in der Umgebung von Kaufbeuren aus, wo auch Kontakt mit Heimatvertriebenen besteht, wo diese aber eine Minderheit darstellen?
Es wurden ältere, mittlere und jüngere Jahrgänge Einheimischer und Vertriebener zu ihren sprachlichen Gewohnheiten befragt. Die Ergebnisse dieser Befragung werden hier vorgestellt, und es wird dargestellt, wie die große Anzahl von Heimatvertriebenen im Ostallgäu sich sprachlich in die neue Heimat integriert hat.
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