„Ich liebe die japanische Kultur!“
Bekenntnisse wie dieses von Bruno Taut sind keine Seltenheit. Japan war im
20. Jahrhundert für Europäer immer wieder ein Ort der Sehnsucht und der
Projektion von Alternativen zur eigenen Kultur wie auch ein Ort ihrer
Kritik. Die Faszination am Fremden beruht dabei auf Gegenseitigkeit, der
Austausch zwischen den Kulturen vollzieht sich in Passagen, d. h. in Über-
und Quergängen, in Umcodierungen und Verschiebungen von kulturellen Zeichen,
in realen oder imaginären Begegnungen – mit dem Effekt, dass Standpunkte in
Bewegung kommen.
Die hier vorliegenden Studien
untersuchen solche Passagen auf verschiedenen Gebieten mit Protagonisten wie
Bruno Taut, Bernard Rudofsky, Adolf Muschg, Roland Barthes, Michel Serres,
Shūsaku Endō, Sutemi Horiguchi, Arata Isozaki u. a. Dabei werden historische
Begegnungen in Romanen thematisiert; der Architekturdiskurs der Moderne wird
auf den Dialog mit der japanischen Tradition zurückgeführt und die Differenz
der Zeichen- und Symbolsysteme als Quelle schöpferischer Prozesse
aufgedeckt.
Motiviert sind diese Untersuchungen
durch die Begeisterung und Faszination, aber auch durch Irritationen und
Missverständnisse, die sich in den Begegnungen manifestieren. Der Fokus der
Studien liegt daher auf der Imaginationskraft von Japanbildern, die geeignet
sind, neue Sehweisen und Interaktionsmuster in unserer transkulturell
verfassten Wirklichkeit zu induzieren.
Walter Ruprechter ist Professor
für Literatur- und Kulturwissenschaft an der Tokyo Metropolitan University.
Er lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Japan und beschäftigt sich mit
Fragen des Kulturaustauschs auf den Gebieten der Literatur sowie visueller
Gestaltung und Architektur in kulturwissenschaftlicher Sicht. Die
vorliegenden Studien ziehen eine Summe aus seinen Erfahrungen mit Forschung
und Lehre im Übergang der Kulturen.